Ein Mensch ist angeklagt. Weil er Menschen auf dem Mittelmeer vor dem Sterben gerettet hat. Weltpolitik contra Zivilcourage?
Das Ensemble hat sich in einem intensiven Prozess mit der Flucht von Menschen über das Mittelmeer auseinandergesetzt und einen Bogen zu den Fluchtgeschichten geschlagen, die in uns selber schlummern. Es ist dabei oft an eigenen Grenzen gestossen. Die Konfrontation mit der großen menschlichen Not im Mittelmeer hat oft verstört, ratlos, hilflos gemacht. Es hat sich auch gezeigt, wie sehr jeder in seinem eigenen System verhaftet ist, in der Mitmenschlichkeit immer wieder neu gefunden werden muss.
„Ob Seenotretter Menschen aus dem Meer fischen müssen, oder unsere Kinder inzwischen zu Hunderten zum IS gehen. Das sind doch Extreme, Auswüchse und Anzeichen des totalen Kollapses der Werte einer bürgerlich- demokratischen Gesellschaft, die so mühsam aufgebaut worden ist.“ [sagt der Verteidiger des Angeklagten| Auszug aus dem Stück]
Mit Fotos, Videoinstallationen, Tanz- und Spielszenen werden die Zuschauer*innen auf eine Schiffsreise der so ganz anderen Art mitgenommen, an deren Ende er eingeladen ist, den Ausgang der Gerichtsverhandlung zu bestimmen. Lässt sich gemeinsam eine Lösung finden?
Schauspiel: Andrea Brose, Dietmar Nieder
Regie, Ausstattung, Choreografie, Videokonzept: Joe Ryan
Videogestaltung: Jörg Hauschild
Kameraaufnahmen: Johanna Bergmann
Text: Martina König